Historische Münzen
Geld in Form von Münzen existiert schon seit mehr als 2.500 Jahren. Im 7. Jahrhundert v. Chr. ließen die Könige von Lydien in Kleinasien (heute Türkei) das im Fluss Paktolos gewonnene Elektron, eine natürliche Legierung aus Gold und Silber, in Stücke von annähernd gleichem Gewicht ausprägen.
LYDIEN. Kroisos (561-546 v.Chr.). AV-1/3 Stater, Sardeis. 2,68 g. Löwen- und Stierprotome einander gegenüber // Zwei Incusa.
Sagenhaft reich: Der letzte König des Königreichs Lydien bezog seine Schätze aus dem natürlichen Rohstoffreichtum Kleinasiens, vor allem das aus dem Fluss Paktolos und in den Bergwerken zwischen Atarneus und Pergamon gewonnene Gold. Hinzu kamen Tributzahlungen der eroberten griechischen Städte und die Steuerleistungen aus Handel und Wirtschaft.
Versehen mit ihrem Stempel wurden sie als Tauschobjekte in Umlauf gebracht. Rasch breitete sich diese revolutionäre Erfindung in Europa, Kleinasien und Nordafrika aus und bestimmte im Folgenden die Geschichte der Menschheit wesentlich mit. Auf den frühen Geldstücken waren oftmals Tiere, Pflanzen, Symbole oder auch Götter abgebildet, die einen Rückschluss auf den Herkunftsort gestatteten – wie beispielsweise Münzen mit dem Abbild einer Eule, die aus Athen stammten. Alexander der Große war im 4. Jahrhundert v. Chr. der erste Herrscher, der sein eigenes Konterfei – jedoch noch in der Darstellung des Herakles – auf eine Münze prägen ließ.
MAKEDONIEN. Alexander III. (336-323 v. Chr.). AR-Tetradrachme, 323/322 v. Chr., Memphis. 17,10 g. Herakleskopf im Löwenfell r. // Zeus Aetophoros sitzt l., davor Kopf des Amun-Ra, unter dem Thron Monogramm.
Unermessliche Schätze: Alexander der Große nutzte die Schätze Persiens, die er während seiner Kriegszüge erbeutete, und ließ das gesamte Silber als Münzen ausprägen. Diese historischen Münzen wurden unter anderem zur Bezahlung der Soldaten eingesetzt.
Im klassischen Altertum entstanden aus handels- wie auch aus außenpolitischen Motiven unterschiedliche Geldsorten. Münzen von verschiedenstem Gewicht und Aussehen wurden in großen Stückzahlen ausgeprägt und waren trotzdem allesamt kleine Kunstwerke, die ein hohes Maß an Kunstfertigkeit in der Herstellung erforderten.
Historische Münzen und deren Zeiteinteilung
Als historisch werden heute Münzen bezeichnet, die vor 1945 geprägt wurden. Bei Ausgaben nach 1945 sprechen wir von modernen oder zeitgenössischen Münzen, die meist noch als Zahlungsmittel Gültigkeit im jeweiligen Ausgabeland besitzen.
Entsprechend der historischen Zeiteinteilung unterscheidet man antike Münzen (Kelten, Griechen, Römer, Byzanz) vom Beginn der Münzprägung im 7. Jahrhundert vor Christus bis etwa zum Jahr 500. Von 500 bis 1500 spricht man von mittelalterlichen Münzen und ab 1500 von neuzeitlichen Münzen. Die Zeit ab 1871 wird nochmals gesondert als Kaiserreich, Weimarer Republik und Drittes Reich ausgewiesen.
Münzen als Instrument von Propaganda und Öffentlichkeitsarbeit
Gerade in der Antike dienten historische Münzen der Vermittlung politischer Botschaften. Münzen und Medaillen waren früher, als die Menschen noch nicht lesen und schreiben konnten, ein beliebtes Instrument, politische Botschaften und Meinungen zu transportieren. So ließ Marcus Iunius Brutus im Jahr 42 v.Chr. eine historisch interessante Münze prägen, auf der er seinen Mord am Imperator Gaius Iulius Cäsar rechtfertigte. Auf einer Seite ließ er sein eigenes Porträt darstellen, auf der anderen die Morddolche zusammen mit einer sogenannten Freiheitskappe. Seine Botschaft: Indem er Cäsar ermordete, beendete er die Tyrannei in Rom.
IMPERATORISCHE PRÄGUNGEN. M. Iunius Brutus. AR-Denar, 42 v. Chr. Lagermünzstätte in Kleinasien oder Nordgriechenland, L. Plaetorius Cestianus. 3,59g. Kopf r. // Pileus zwischen zwei Dolchen, darunter EID MAR.
Historische Rechtfertigung auf Münzen: Auf dieser Münze rechtfertigt Marcus Iunius Brutus im Jahr 42 v. Chr. den Mord an Gaius Iulius Cäsar, den er zwei Jahre zuvor begangen hatte. Die Kappe symbolisiert die Befreiung des Vaterlandes.
Der sensationelle Münzfund von Brandenburg 2012
Spektakulär an dem 2012 zufällig auf einem Acker in Biesenbrow gefundenen Schatz historischer Münzen aus dem 6. Jahrhundert waren acht Münzen. Diese erzählen einen wahren Historienkrimi: Der thüringische König Herminafried verlor im sechsten Jahrhundert n.Chr. auf seiner Flucht vor den Merowingern Richtung Frankreich im heutigen Brandenburg einen wertvollen Schatz, bestehend aus Münzen. In Frankreich angekommen, verfolgte ihn das Unglück weiter: Sein vermeintlicher Verbündeter, Germanen-König Theudebert, ließ ihn heimtückisch ermorden – Herminafried „fiel“ von der Burgmauer.
Die in Brandenburg entdeckten Münzen aus König Herminafrieds Besitz, jede so groß wie ein Fünf-Cent-Stück, werden auf einen Wert von jeweils rund 1.000,– € geschätzt. Das Highlight des Fundes, eine historische Münze mit dem Konterfei von König Theudebert, könnte bei einer Auktion sogar 50.000,– € einbringen. Denn sie ist ein Beleg dafür, dass Theudebert sich gegen das römische Münzgesetz aufgelehnt hatte und sein eigenes Konterfei auf ein Geldstück prägen ließ. Zuvor war dieses Privileg römischen Herrschern vorbehalten.
Ein Verkauf der als Kulturgut eingestuften Münzen ist jedoch nicht geplant. Auch wenn Sammler sie den Auktionatoren vermutlich „aus den Händen reißen würden“. Gerade die historische Bedeutung ist es, die viele Münzen so wertvoll macht. Denn die Zeitzeugen aus längst vergangenen Epochen sind heute seltene Stücke, die sich nicht nachprägen lassen.
Weitere Beispiele für historische Münzen
SIZILIEN. Friedrich II. (1197-1250). Augustalis, nach 1231, Messina. 5,28g. Brustbild r. // Ader r.
Die Darstellung auf diesen, zu den schönsten Goldmünzen des Mittelalters gehörenden, Prägungen greift auf antike Vorbilder zurück. Diese historische Prägung spiegelt in ausdrucksvoller Weise das Geschichtsverständnis des letzten Stauferkaisers wider, der sich ganz bewusst in der Kontinuität der römischen Kaiser sah und die Welt der Antike nicht nur bei seinen Münzen wieder aufgegriffen hat. So gesehen, kann man Friedrich II. durchaus als Vorläufer der Renaissance verstehen.
KAROLINGER. Karl der Große (800-814). Denar, unbestimmte Münzstätte. 1,53g. KARLVS IM AVC. Büste r. mit Lorbeerkranz und umgelegtem Mantel // Kirchengebäude.
Historische Münze mit dem Porträt eines Kaisers: Die Porträtdenare Karls des Großen mit dem Kaisertitel IMP(erator) AVG(ustus) anstelle des ansonsten üblichen REX FR(ancorum) gehören zu den großen Seltenheiten der Mittelalternumismatik. Die Umstände ihrer Prägung sind immer noch rätselhaft: handelt es sich um eine besondere Festprägung anlässlich der Kaiserkrönung 800 oder eine Prägung nach der Anerkennung der Krönung Karls des Großen durch den byzantinischen Kaiser im Jahre 812.
RDR. Maximilian I. (1490-1519), Guldiner o. J. (nach 1511), Hall. 3,16g. Jugendliches Brustbild Maximilians I. r. // Jugendliches Brustbild seiner Gemahlin, Maria von Burgund.
Zwei Ehefrauen: Im Gedenken an seine erste Gemahlin gab der Habsburger Kaiser Maximilian I. den sogenannten Hochzeitsguldiner in Auftrag. Allerdings entstand diese historische Münze nicht im Todesjahr 1479, sondern erst 1511 – nachdem seine zweite Gattin verstorben war.