Historische Medaillen

Als historisch werden heute Medaillen bezeichnet, die vor 1945 hergestellt wurden. Bei Ausgaben nach 1945 sprechen wir von modernen oder zeitgenössischen Medaillen. Im Gegensatz zu den Münzen besitzen Medaillen keinen Zahlungswert, sondern sollen an historische Ereignisse erinnern. Die Empfänger/Käufer solcher Medaillen verbindet oftmals eine persönliche Beziehung mit der Ausgabe, gleichzeitig wurden Medaillen immer als Instrument der Propaganda genutzt, um politische, religiöse u.a. Botschaften zu verbreiten, gerade bei einem Publikum, das des Lesens nicht immer mächtig war. Neben ihrer Funktion als Gedenk- oder Schauprägung wurden Medaillen auch als Ehrenauszeichnung (Preismedaillen) vergeben oder als Kunstobjekt gearbeitet (Medaillon).

Wie eingangs festgestellt, ist eine Medaille ist eine Gedenk- oder Schauprägung, die in Erinnerung an einen besonderen Anlass geprägt, als Auszeichnung vergeben oder als (modernes) Kunstobjekt geschaffen wurde. Zwischen Medaillen und Münzen besteht eine deutliche Abgrenzung: Münzen werden als offizielles Zahlungsmittel geprägt und mit einem Nennwert versehen. Sie können nur von staatlicher bzw. offizieller Seite hergestellt und ausgegeben werden. Im Gegensatz dazu können Medaillen auch von Unternehmen, Vereinen oder Privatpersonen hergestellt werden, wenn einige Vorgaben beachtet werden.

RDR. Leopold I. (1657-1705). Ovales Silbermedaillon, 1587, vermutlich von M. Brunner, auf die Krönung seiner Sohnes Josef (später Kaiser Josef I., 1705-1711) zum König von Ungarn. 76,59×61,43mm, 149,77g. Geharnischtes Brustbild Josefs v. v. // Granatapfelbaum, darauf die Wappenschilde von Habsburg und Ungarn.

NÜRNBERG. Stadt. Silbermedaille 1623, von Chr. maler, auf die Erhebung der Altdorfer Akadmie zur Universität. 41,87mm, 22,55g. Gerkönter Doppeladler, auf der Brust der österreichische Schild // Doktorhut über aufgeschlagenem Buch.

Medaille oder Plakette?

Der Begriff „Medaille“ stammt aus dem französischen und lässt sich über das mittellateinische „medallia“ (Kleine Münze) auf das lateinische Wort „metallum“ (Metall) zurückleiten. Die ersten Medaillen entstanden in der Zeit der Renaissance (15.-16. Jh.), als – ausgehend von Italien – das Interesse an der Antike wiedererwachte. Als Vorbild diente das römische Schwergeld. Medaillen wurden in der Renaissance als Kunstobjekte verwendet. Ursprünglich wurden historische Medaillen aus Metall gegossen. Dabei modellierte der Medailleur zunächst das Gussmodell in Wachs, Ton oder Gips und übertrug es dann in Holz, Stein oder Gips bzw. fertigte eine Sandgussform an.

Seit der Entwicklung von Münzprägeverfahren, ging man dazu über, auch Medaillen zu prägen, wobei man die Gussmedaille als Kunstform parallel dazu beibehielt. Bei größerer Tiefe der Motive können sie den Charakter einer Kleinplastik annehmen. Im Unterschied zur Medaille zeigen Plaketten in der Regel nur eine einseitige erhabene Darstellung. Medaillen hingegen weisen auf beiden Seiten Bildmotive und/oder Schrift auf. Bilder auf Münzen hatten schon früh die Aufgabe, an bestimmte historische Ereignisse zu erinnern. Diese Art der politischen Propaganda wurde auf die Medaille übertragen, zumal sie oftmals weitaus bessere Optionen für die Darstellung bot.

Bei dem seit etwa 1440 in Italien entstanden Medaillen handelt es sich fast ausschließlich um Bildnismedaillen mit einer Porträtdarstellungen auf dem Avers, während der Revers Wappen oder allegorische Darstellungen (Botschaften) zeigte. In Deutschland wurden Medaille kurz nach der Wende zum 16. Jahrhundert hergestellt, wichtige Zentren hierbei waren Nürnberg und Augsburg.

Die historische Medaille als Kunstform der Plastik

Von Italien aus verbreitete sich das Interesse für Medaillen, die meisten Länder verstanden es, ihren historischen Medaillen eine nationale Note zu geben. Seitdem ist die historische Medaille als Erinnerungszeichen an bestimmte Ereignisse und Persönlichkeiten ein fester Bestandteil der plastischen Kunst geworden. Während in der Renaissance die Person im Vordergrund der Betrachtung stand, entwickelte sich die Medaille des Barock zu einer Kunstform, die mit vielerlei Allegorien und Emblematik ihre Botschaft „verschlüsselte“. In den letzten Jahren wurde die Kunstform der Medaille stark banalisiert. Medaillen wurden nicht mehr nur aus dem Anlass historischer, welt- oder völkerbewegender Ereignisse geprägt: Schützen- und Sängerfeste, Jubiläen, Eröffnungen wurden zum Gegenstand der Darstellung. Schon früh entstanden Preismedaillen, die an Schüler mit besonderen Leistungen vergeben wurden (z.B. Ende des 16. Jhs. in Altdorf bei Nürnberg). Fast unübersehbar ist die Zahl der religiösen Medaillen, der Hochzeitsmedaillen und der Tauf- und Patengeschenke. Auswürfmünzen und Jetons sind Medaillen im Kleinformat. Aus dem Umstand, dass die Vorder- und Rückseite (Avers und Revers) der Medaille verschieden gestaltet wurden, erklärt sich die Redensart von der ,,Kehrseite der Medaille“. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass der angesprochene Sachverhalt nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile aufweisen kann.

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