Byzantinische Münzen
Im Jahr 395 n. Chr. wurde das Römische Reich nach dem Tod des Kaisers Theodosius I. (379-395) unter seine beiden Söhne Honorius und Arcadius geteilt. Solche „Reichsteilungen“ hatte es zwar bereits mehrere Male gegeben, doch diesmal sollte sie sich als endgültig erweisen. Aus dieser Teilung heraus entstanden das weströmische und das oströmische Reich.
Die Bezeichnung Byzantinisches Reich rührte vom ursprünglichen Namen seiner Hauptstadt Byzanz her, die der römische Kaiser Konstantin der Große in Konstantinopel umbenannte, das heutige Istanbul. Während das Westreich im Jahr 476 endgültig unterging, bestand das Byzantinische Reich bis zur Eroberung durch die türkischen Osmanen im Jahre 1453.
Seine Geschichte war geprägt von einem Abwehrkampf an den Grenzen. Bis zur Mitte des 7. Jahrhunderts war es noch deutlich antik-römisch geprägt und kontrollierte als Großmacht den östlichen Mittelmeerraum. Dieser äußere Einfluss verringerte sich bis gegen 1250 deutlich, bis 1453 war das Reich nahezu auf einen Stadtstaat geschrumpft.
Im Inneren kam es v.a. bis ins 9. Jahrhundert zu theologischen Auseinandersetzungen und vereinzelten Bürgerkriegen. Byzanz spielte aufgrund des intensiver bewahrten antiken Erbes eine wichtige Mittlerrolle. Hinsichtlich der Christianisierung Osteuropas war der byzantinische Einfluss ebenfalls von großer Bedeutung.
Die byzantinischen Münzen, die im oströmischen Reich benutzt wurde, bestanden im Wesentlichen aus dem goldenen Solidus und einer Vielfalt von Bronzemünzen. Im Jahr 498 hatte der byzantinische Kaiser Anastasius das Münzwesen des spätrömischen Reiches, das aus dem Solidus und den bronzenen Nummi bestand, reformiert.
BYZANZ. Justinus II. (565-578) und Sophia. AE-Follis, Jahr 5, 569-570, Nikomedia, 2. Offizin. 15,94g. Herrscherpaar thront v. v. // Wert.
BYZANZ. Anastasius (491-518). AV-Solidus, 507-518, Constantinopel, 10. Offizin. 4,48g. Gepanzerte Büste v. v. mit Helm, Speer und Schild // Victoria steht l. mit Christogrammstab, davor Stern.
Die alten Nummi waren aufgrund ihres Durchmessers von 8 bis 10 mm unpraktisch gewesen, weil schon für kleine Transaktionen eine große Zahl benötigt wurde. Die neuen Bronzemünzen hatten die Nennwerte 40 Nummi, 20 Nummi, 10 Nummi und 5 Nummi. Die Schauseite erhielt ein stilisiertes Porträt des Kaisers, die Rückseite die Wertangabe gemäß den griechischen Zahlzeichen M=40, K=20, I=10, E=5.
40 Nummi entsprachen einem Follis der spätrömischen Zeit. Im 10. Jahrhundert entstanden sog. anonyme Folles, bei denen das kaiserliche Abbild auf der Vorderseite durch die Büste Christi ersetzt wurde, und die Umschrift, die bisher den Kaisernamen und die Titel genannt hatte, durch die Bezeichnung XRISTUS / BASILEU / BASILE“ (Christus, König der Könige). Anlass hierfür war der sog. Ikonoklasmus: Dieser Bilderstreit resultierte aus einer leidenschaftlichen theologischen Debatte zwischen der orthodoxen Kirche und dem Kaiserhaus während des 8. und 9. Jahrhunderts, in der es um den richtigen Gebrauch und die Verehrung der Ikonen ging.
Späteren Prägungen gab man eine kelchförmige Form, man bezeichnet sie als Trachy; sie wurden aus geringhaltigem Gold und Silber geprägt. Man nimmt an, dass die Formgebung praktische Gründe hatte, denn so ließen sich die Münzen leichter stapeln.
Nicht von der Reform betroffen war der Solidus; er blieb bis in das 11. Jh. die Standardmünze für den internationalen Handel, wurde aber seit dem 10. Jh. im Feingehalt verschlechtert. Der Solidus gilt auch als Vorbild für den islamischen Dinar und für venezianische und norditalienische Prägungen
Um 963/969 wurde parallel zum vollgewichtigen Solidus (4,48-4,60 g) ein Solidus mit 11/12 des üblichen Gewichts (4,05 g) ausgegeben; die untergewichtigen Münzen wurden allerdings nicht zum Wert des alten Solidus akzeptieret. Für die leichtere Goldmünze bürgerte sich die Bezeichnung Tetarteron ein, für die vollgewichtige Histamenon.
Rein äußerlich vollzog auch das Histamenon eine Wandlung, indem die Münze nicht mehr flach, sondern ebenfalls schüsselförmig ausgeprägt wurde.
In einer weiteren Münzreform 1092 wurde das immer wieder im Feingehalt reduzierte Histamenon durch den Hyperpyron als Standardgoldmünze abgelöst. Er wog wie der Solidus ca. 4,50 g, besaß eine Feinheit von 21 Karat und blieb bis zum Ende des byzantinischen Reiches in Umlauf. Nach 1400 waren fast nur noch Silberprägungen im Umlauf, die byzantinischen Münzen wurden mehr und mehr von italienischen Prägungen als vorherrschendes Zahlungsmittel verdrängt.